Freitag, 12. Dezember 2025, 19.30 Uhr
ONE BATTLE AFTER ANOTHER
Originalversion mit deutschen Untertiteln
Der Film „One Battle After Another“ des Ausnahme-Regisseurs Paul Thomas Anderson ist eine absurde Action-Komödie über eine Truppe von politischen Desperados. Leonardo DiCaprio und Sean Penn erweisen sich als mögliche Kandidaten für Darsteller-Oscars.
Es gibt keine konkreten Jahresangaben im neuen, sich unheimlich gegenwärtig anfühlenden Film von US-Regisseur Paul Thomas Anderson - aber dass die Zeiten auf Sturm stehen, ist klar. In dem satirischen 160-Minuten-Thriller „One Battle After Another“ sind die USA ein faschistoider Polizeistaat, in dem christliche Nationalisten Amerika wieder groß machen wollen. Störende Objekte werden abgeschoben oder gleich mundtot gemacht. Die Autokratie greift um sich wie ein Virus.
„Willkommen im Mainstream-Amerika!“ heißt es an einer Stelle in Paul Thomas Andersons neuer Regiearbeit. Starperformances, absurder Humor und gesellschaftlich relevante Themen gehen in dem von Thomas Pynchons Roman „Vineland“ inspirierten Actionthriller eine überraschend stimmige Melange ein. Gedreht wurde „One Battle After Another“ bereits im Frühjahr 2024. Gleich zu Anfang fühlt man sich jedoch erinnert an Donald Trumps zweite, von drastischen staatlichen Eingriffen geprägte Amtszeit als US-Präsident, die im Januar 2025 begonnen hat: Sprengstoffexperte Ghetto Pat (Leonardo DiCaprio) und seine Freundin Perfidia (Teyana Taylor) sind Teil der revolutionären Widerstandsgruppe French 75, die mit gewaltsamen Aktionen gegen das kapitalistische System vorgeht. Ins Visier nimmt die Truppe auch ein Gefängnis, in dem Migrantgranten und Migrantinnen interniert sind. Die Rebellen überrumpeln die von Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) angeführten Bewacher und können zahlreiche der Inhaftierten befreien.
Was „One Battle After Another“ so sehenswert macht: Die starken Schauspielleistungen und die gewitzte Erzählung treffen auf eine abwechslungsreiche formale Gestaltung. Leinwandfüllende Großaufnahmen mit intimer Note präsentiert der Film ebenso wie dynamische tracking shots. Beeindruckend auch die Entscheidung, wie die finale Autoverfolgungsjagd umgesetzt ist. Immer wieder blicken wir ungefähr auf Höhe der Stoßstange auf die Wüstenstraße, die in permanentem Wechsel ansteigt und fällt.
Leonardo DiCaprio als verwirrter Einzelkämpfer: Mittendrin: Bob Ferguson. Einst Teil einer militanten Rebellengruppe, muss er erst wieder lernen, wie das eigentlich funktioniert, die Sache mit der Gegenwehr. Seit vor 16 Jahren eine Guerilla-Aktion gründlich schiefgelaufen ist, versteckt sich der alleinerziehende Sprengstoffexperte mit seiner Teenagertochter in einem Waldhaus irgendwo im Nirgendwo. Alkohol und Drogen haben sein Hirn vernebelt,paranoid ist er obendrein. Kaum verwunderlich also, dass ihm die Erkennungs-Codes aus dem Handbuch für Revolutionäre partout nicht mehr einfallen, als plötzlich wieder Jagd auf ihn gemacht wird. Leonardo DiCaprio glänzt in „One Battle After Another“ mit einer oscarwürdigen Darstellung.
„One Battle After Another“: Film der Stunde zwischen Satire und Action. Raus aus der Lethargie, rein in den Revolutionsmodus - auch wenn die Knochen schmerzen und jüngere Aktivisten oft vollkommen anders ticken. So übermächtig das von weißen Nazi-Milliardären unterwanderte Amerika in „One Battle After Another“ auch sein mag - die Botschaft von Paul Thomas Andersons Allegorie der Gegenwart lautet: Aufgeben ist keine Option. Klingt simpel, hat sich als Mantra aber noch nicht durchgesetzt. Und ist deswegen einer von vielen Gründen, warum „One Battle After Another“ der Film der Stunde ist.
Actionthriller mit Leonardo DiCaprio, Sean Penn, Benicio del Toro, Regina Hall, Teyana Taylor, Chase Infinity, Alana Haim, Wood Harris, Scarletta DuPois, D.W. Moffett
Regie, Drehbuch: Paul Thomas Anderson
Produzenten: Paul Thomas Anderson, Sara Murphy, JoAnne Seller, Adam Somner
Kamera: Michael Bauman
Musik: Jonny Greenwood
USA 2025
FSK: ab 16
162 Min. (Überlänge 9,- €)
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Trailer zum Film (Quelle: youtube)